Die Menschheit scheint das Plastikproblem kaum noch in den Griff zu bekommen. Dabei gibt es längst kreative Lösungen. Zum Beispiel Shellworks. Kunststoff aus Krabbenschalen? Wie ist das möglich?

Vier Designer vom Royal College of Art and Imperial College of London fragen sich: Wäre es nicht möglich, natürlichen Abfall von Krabben, Hummern oder Schnecken für ein nachhaltigen, biologisch abbaubaren und recycelbaren Biokunststoff zu verwenden? Denn die Basis für die robusten Schalen, die auf ganz natürliche Weise unter anderem in den Weltmeeren entstehen, ist der Stoff Chitin. Dieser kann für die Herstellung einer Plastikalternative verwendet werden.

Interessant hierbei: Chitin gehört zu den weltweit am häufigsten vorkommenden Biopolymeren. Allein jährlich entstehen in den Ozeanen rund 100 Milliarden Tonnen dieses „Mülls“, der sich recht schnell selbst zersetzt.

Shellworks – aus Chitin wird eine Plastikalternative

Ed Jones, Insiya Jafferjee, Amir Afshar und Andrew Edwards stellen allerdings schnell fest, dass es keine Leichtigkeit ist, dieses Chitin ohne Verwendung von Chemie zu gewinnen. Chitosan, die kommerzielle Variante des Stoffs, ist wiederum sehr teuer und damit für die Fertigung von Verpackungen und dergleichen ungeeignet. Also entschied sich das Team, ein eigenes System zu entwerfen. Das Ergebnis hört auf den Namen Shellworks und besteht aus fünf Maschinen, die die Erfinder auch auf der eigens eingerichteten Webseite präsentieren.

Die fünf Maschinen. (Foto: Shellworks)
Die fünf Maschinen. (Foto: Shellworks)

Shelly, Sheety, Vaccy, Dippy und Drippy sind auf bestimmte Einsatzgebiete spezialisiert. Die wichtigste Apparatur ist sicherlich Shelly, denn diese extrahiert das Chitin aus dem Meeresabfall. Die anderen vier Geräte demonstrieren das Potential: Sheety produziert flache Flächen, die zusammengeklebt werden können. Vaccy formt die so entstandenen Folien durch Dampf und Vakuum zu Verpackungen. Und Dippy setzt Becher sowie andere Behälter zusammen.

Unendlich oft recycelbar

Zu guter Letzt spielt noch Drippy eine ganz besondere Rolle. Denn die Hydro-Recycler-Maschine verflüssigt jedes zuvor hergestellte Produkt – egal, ob es eine antibakterielle Blisterpackung, eine lebensmittelechte Tragetasche und gar ein Blumentopf war. Daraus können verlustfrei neue Objekte geformt, gepresst oder geklebt werden. Die Biokunststofflösung von Shellworks sei unendlich oft wiederverwendbar. Besteht kein Bedarf mehr, wird daraus ein natürlicher, umweltfreundlicher Dünger.

Ed, Insiya, Amir und Andrew sind davon überzeugt, dass Chitin eine sehr flexible Plastikalternative sein kann. Die Maschinen ermöglichen die Entwicklung individueller Fertigungsmethoden. Und das führt zu zahllosen Möglichkeiten. Darüber hinaus möchten die Tüftler einen Beitrag zu einer stärkeren Kreislaufwirtschaft leisten und umweltfreundliche Abfallströme aufzeigen. Unter anderem für Unternehmen und all diejenigen, die eine Welt ohne Plastik basierend auf Erdöl anstreben, ist Shellworks geeignet.

Aufgrund der Tatsache, dass Chitin in unglaublicher Menge zur Verfügung steht, könnte der Ansatz von Shellworks genau der richtige sein. Die Frage ist nur, ob aus dem Forschungsprojekt mittel- und langfristig tatsächlich Plastikalternativen entstehen. Und sicher stellen sich noch viele Fragen: Wie sieht’s mit der Langlebigkeit aus? Wie wirkt der Dünger auf unsere Böden? Was passiert, wenn wir Chitin den Weltmeeren entziehen? Dennoch: Die Richtung klingt vielversprechend!

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