Wie können gewaltige Containerschiffe verbessert werden? Mit Segeln von Michelin. Und Sony hat mit seinem Original Blended Material eine neue Art Papier in der Pipeline.
Mehr als Greenwashing. Längst haben auch große Konzerne wie Sony und Michelin erkannt, dass sich mit mehr Nachhaltigkeit Geld verdienen lässt. Herausgekommen sind unter anderem Segel für riesige Containerschiffe und nachhaltiges Papier, das künftig Kunststoff ersetzen soll. Natürlich könnte und soll man solche Entwicklungen skeptisch betrachten, aber: Wenn „Big Player“ an Konzepten arbeiten, wie sie die Umwelt schonen und letztlich bessere Produkte verkaufen können, ist das genau der Schritt, der dringend nötig ist. Die global agierenden Unternehmen müssen sich ändern, denn sie produzieren auch entsprechende Mengen CO².
Und letztlich passiert weit mehr, als wir vielleicht in unserer „grünen Bubble“ annehmen. Zwei meiner Meinung nach guten Beispiele möchte ich euch im Rahmen der „nachhaltigen Neuheiten“ näher vorstellen…
Sony Original Blended Material: Nachhaltiges Papier für die eigene Zukunft
Für einen Konzern wie Sony ist es sicherlich keine Leichtigkeit, „regional zu denken“ und zu handeln. Doch das Original Blended Material holt sich Rohstoffe immerhin aus Gebieten, wo auch die eigenen Elektrogeräte hergestellt werden. Eigenen Aussagen zufolge handelt es sich um ein nachhaltiges Papiermaterial, das aus Bambus, Zuckerrohr und „Post-Consumer-Recyclingpapier“ besteht. Was fast schon ein bisschen banal klingt im Jahre 2021, ist dennoch ein positiver Schritt in die richtige Richtung.
Zum Beispiel stammt der Bambus aus der chinesischen Provinz Guizhou. Wichtig ist es Sony, dass die dortigen Bauern nur so viel Holz schlagen, wie benötigt wird. Auch sollen damit der natürliche Wachstumszyklus beibehalten und Schäden für die Natur reduziert werden. Bewusst wählte Sony eine Bambusart, die die in der Gegend beheimateten Pandas nicht fressen.
Die Bagasse des Zuckerrohrs kommt aus dem Umkreis von 100 Kilometern um Nakhon Sawan in Thailand und wäre sonst in einer Verbrennungsanlage zum Erzeugen von Strom (und CO²) gelandet. Hier entsteht gemeinsam aus dem Bambus und altem Recyclingpapier das Original Blended Material.
Sony verzichtet auf künstliche Färbungen und sogar Tinte für das Bedrucken des Papiers. Stattdessen lässt sich das Material prägen – wie praktisch.
Langer Weg zur Nachhaltigkeit
Was verfolgt Sony damit? Selbst hat man sich kurz- und mittel- und langfristige Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die in „Green Management 2025“ definiert sind. So möchte man vor allem bei kleineren Produkten komplett auf Kunststoffverpackungen verzichten. Wie das aussehen könnte, zeigen aktuell die neuen Kopfhörer WF-1000XM4. Bis 2050 möchte Sony klimaneutral sein. Zum Vergleich: Das hat sich Apple bis 2030 vorgenommen.
Klar: Neu ist der Ansatz nicht. Auch kleinere Unternehmen wie die aus Deutschland stammende Firma Gigaset experimentieren seit Jahren an Verpackungen aus Gras oder recycelten Stoffen. Aber wie gesagt: Wenn die richtig großen Konzerne hier Gas geben und auf Nachhaltigkeit achten, kommt Bewegung in den Markt. Und das ist entscheidend.
Michelin macht mit Wing Sail Mobility Containerschiffe nachhaltiger
Schwimmende Dreckschleudern werden Containerschiffe oftmals genannt. Doch die globalisierte Wirtschaft kann ohne sie nicht verzichten. Sie bringen unfassbar viele Waren von A nach B, aber der verwendete Kraftstoff ist problematisch. Schwefel und Schwermetalle aus dem Rohöl gelangen neben CO² beim Verbrennen in die Luft.
Hier gibt’s aber auch schon längst Lösungen, die sich – zumindest theoretisch – oftmals nachrüsten lassen. Klimafreundliches Ammoniak könnte perspektivisch eine echte Alternative zu fossilen Brennstoffen werden. Auch Treibstoff-Gemische aus recyceltem Biomüll sowie alten Speisefetten und Pflanzenölen gelten als vielversprechende Kandidaten.
Dazu passt vielleicht die Vision des Reifenherstellers Michelin. Der präsentierte kürzlich sein Wing-Sail-Mobility-Projekt. Das sieht vor, unter anderem Containerschiffe mit einem oder mehreren Segeln nachzurüsten. Diese befinden sich an einem einfahrbaren Mast und lassen sich aufblasen. Auf Knopfdruck werden die Segel ausgefahren und können bei guten Windverhältnissen bis zu 20 Prozent des üblicherweise benötigten Kraftstoffs einsparen.
Dieses Segel-Upgrade für Containerschiffe kann und soll Motoren nicht ersetzen, aber den Transport zumindest ein wenig nachhaltiger und umweltfreundlicher machen. Das in Kombination mit einem bereits auf Ammoniak umgerüsteten Containerschiff klingt nach einer Lösung für die (nahe) Zukunft. Geeignet sei Wing Sail Mobility, kurz WISAMO, auch für kleinere Boote oder gar Yachten. Denn die Positionierung des Segels erfolgt automatisch. Und es wird kein zusätzliches Personal benötigt.