Nachhaltige Ostern? Mit Bio-Eiern, fair gehandelter Schokolade und selbstgebasteltem Zero-Waste Behang für den Baumschnitt aus dem wild wachsenden Vorgarten? Wer braucht noch Tipps für ein Osterfest ohne schlechtes Gewissen?
Ich war so doof und habe „nachhaltige Ostern“ gegoogelt. Hier gibt’s fünf Tipps, dort 10, da wieder „nur“ 9. Und dazwischen erhaltet ihr noch großartige Shopping-Empfehlungen. Plunder online bestellt, klimaneutral zu euch nach Hause geschickt. Shopping ist aktuell eh nur unkompliziert im (Bio-)Supermarkt oder in einer Drogerie möglich. Dort bekommt ihr natürlich, selbstverständich und auf jeden Fall auch passende Präsente, die Bio, nachhaltig, fair und frei von einem miesen Gefühl sind.
Aber mal ehrlich: Was soll der Mumpitz eigentlich? Wenn wir bereits ein klein wenig sensibilisiert sind, dann wissen wir längst: In kiloweise Plastik verpackte Schokolade vom Discounter ist Mist. Das ist sie vor und nach Ostern. Immer! Das muss mir niemand ausgiebig erklären. Und dass ihr keine krasse Chemie zum Färben von Ostereiern braucht, sondern auch Rote Beete oder Zwiebel reicht, sollte sich bei denen längst rumgesprochen haben, die sich etwas mit Natur und Umweltbewusstsein auseinandergesetzt haben. Und wer googelt „nachhaltige Ostern“ überhaupt? Vermutlich nicht die, die sich damit noch nicht beschäftigt haben.
Was müsst ihr noch über nachhaltige Ostern wissen?
Ich habe wirklich keine Lust darauf, noch ach wie tolle und korrekte Ratschläge zu geben, wie ihr nachhaltige Ostern für euch und eure Lieben schafft. Denkt etwas nach, dann kommt ihr garantiert selbst darauf. Müllvermeidung, Umweltfreundlichkeit, Prüfen der Herkunft von Produkten, bewusster Konsum (regional und/oder Bio) – die Schlagwörter sollten genügen.
Wobei. Ich hätte doch noch was: Lebt eurer Familie, euren Verwandten, euren Freunden, euren Arbeitskollegen eure Einstellung vor. Wenn’s Präsente sein müssen – wählt entsprechende aus. Oder greift zu einem Gutschein für einen Unverpackt-Laden in eurer Nähe. So kann die zu beschenkende Person selbst herausfinden, was euch wichtig ist und welche Vorzüge die „zeitgemäßere Lebensweise“ mit sich bringt. Verzichtet darauf, das Gegenüber belehren zu wollen und lehnt keine Geschenke ab, die nicht in euer Weltbild passen. Sagt euch besser: „Der- bzw. Diejenige weiß es eben noch nicht besser.“ Und seht es als Herausforderung für die Zukunft an, zum Beispiel den Eltern oder den Geschwistern behutsam, freundlich, gerne augenzwinkernd und entspannt zu zeigen, wie ihr euch nachhaltige Ostern vorstellt.
Was Nachhaltigkeit wirklich ist
Höre ich schon das Wort „nachhaltig“, fühle ich mich längst genervt und gesättigt. Nachhaltigkeit ist heutzutage eine neue, kostspieligere Art des Konsums mit vielen, vielen, vielen Produkten – und das ist anstrengend. Aber die gute Idee dahinter bleibt, und diese muss nicht zu einer Religion werden, zu der man andere mit erhobenem Zeigefinger bekehren will. Schon gar nicht im eigenen Mikrokosmos. Und mal ehrlich: Wie reagiert ihr darauf, wenn jemand zu euch sagt, dass ihr etwas falsch macht, was ihr gar nicht so seht?
Was ich letztlich sagen möchte: Färbt Ostereier mit Rote Beete, kauft Bio-Schokoladen-Osterhasen, bastelt Upcycling-Osternester, verschenkt Bücher über Müllvermeidung. Aber das hättet ihr vermutlich auch getan, ohne „nachhaltige Ostern“ zu googeln. Macht also einfach das, womit ihr euch gut fühlt und gebt eure Einstellung behutsam und freundlich an andere weiter, die so in ihrem eigenen Tempo ihr eigenes Konsumverhalten selbst hinterfragen können. Feiertage wie Ostern, Geburtstage oder Weihnachten eignen sich hierfür besonders gut. Und wenn man es so nimmt, ist es genau das, was Nachhaltigkeit ausmacht, oder?