Ähnliches Fahrgefühl, viel länger haltbar, kein nennenswerter Verschleiß – der luftlose Fahrradreifen Metl Airless der Smart Tire Company ist eine clevere Idee aus der Raumfahrt.
Die Smart Tire Company ist eine Art Startup-Ausgründung der NASA und kann somit auch auf Entwicklungen der US-Luftfahrtbehörde zurückgreifen. Von dort stammt das Konzept eines luftlosen Reifens für Missionen des Mars Rovers. Unter dem Namen Metl Airless schafft es ein erstes Produkt für Fahrrad-fahrende Erdenbewohner bereits 2022 in den Handel. Der Clou: Gegenüber herkömmlichen Reifen hält Metl sehr viel länger und dürfte damit auch eine Ecke nachhaltiger sein, sofern die Produktion unbedenklich ist.
Metl: So funktioniert der Reifen ohne Luft
Zumindest in der Theorie klingt Metl schon spektakulär. Die gitterförmige Nickel-Titan-Legierung der Karkasse mit der Bezeichnung NiTinol+ besitzt ein „Formgedächtnis“, wodurch sich die molekulare Struktur immer dann wieder neu anordnet, wenn sie sich verändert. Oder anders gesagt: Verformt sich der Reifen durch einen kleinen Unfall oder zum Beispiel einen Stein, kehrt er in seine ursprüngliche Form zurück. Metl ist also deutlich widerstandsfähiger als ein typischer Fahrradreifen.
Die Karkasse wiederum ist mit Polyurethan (und einer Mischung aus Gummi) beschichtet, bei dem es sich um ein gummiähnliches Material handelt. Versprochen wird ein langlebiges Profil und optimalen Grip bei allen Wetterbedingungen. Die Seitenwände des Reifens sind ebenfalls beschichtet, um zu verhindern, dass Schmutz direkt in den Reifen gelangt.
Ein potenzielles Nachhaltigkeitsproblem dürfte sein, dass Polyurethan derzeit noch aus Erdöl hergestellt wird – und dafür gibt’s zumindest gegenwärtig keine Alternative.
Vom Mars auf die Erde
Die Technologie wird bereits bei den Rädern des Mars- und der Luna-Rover verwendet, Erfahrungswerte gibt’s also bereits. Auf der Erde eignet sich Metl offiziellen Aussagen zufolge für E-Bikes, Straßen-, Mountain- und Gravel-Bikes gleichermaßen.
Die Smart Tire Company beschreibt Metl als „bahnbrechenden, nicht-pneumatischen, nachgiebigen Reifen“ mit einem geschmeidigen Fahrverhalten. Für Fahrrad-Liebhaber sicher entscheidend: Das Gefühl soll weitgehend dem Fahren mit einem „normalen“ Reifen entsprechen.
Wichtig zu wissen: Metl wird auf einer normalen Felge montiert, ein herkömmliches Fahrrad soll sich also „nachrüsten“ lassen. Der Platten könnte für jeden irgendwann einmal der Vergangenheit angehören.
Hoher Preis sehr wahrscheinlich
Bereits 2022 soll der Reifen in den Farben Gold, Silver und Metallic Blue erscheinen. Günstig dürfte Metl Airless nicht werden, was an Nitinol, also der Nickel-Titan-Legierung, liegt. Denn diese ist aufwändig zu produzieren und damit sehr kostspielig. Das Material wird bisher vorrangig im medizinischen Bereich eingesetzt.
Das Ziel vieler Hersteller ist es, luftlose Reifen in den Handel zu bringen – Michelin hat mit Tweel und ab 2024 mit Uptis (für Autofahrer) ebenfalls Ansätze parat. Genauso arbeitet Bridgestone am vergleichbaren Airless-Tire. Der Wunsch vieler Konzerne ist auf gewisse Weise ein Beitrag zu nachhaltiger Mobilität: Wenig(er) Verschleiß, Langlebigkeit, Robustheit. Und es könnte sehr viel Gummi-Abfall vermieden werden. Aber das wird seinen Preis haben, schließlich benötigen wir dann in Zukunft viel seltener neue (Ersatz-)Reifen und Zubehör.
Was den Erfindern fehlt, das ist das nötige Kleingeld. Das sammeln sie aktuell bei WeFunder ein. Weitere Details bekommt ihr auf der offiziellen Webseite.