Wenn schon wegwerfen, dann richtig. Das könnte auch das Motto von #IAMPLASTICFREE sein. Hinter dem Hashtag verbergen sich nachhaltige Trinkhalme und Plastiktüten.

Es ist mal wieder eine Geschichte, die zumindest ich schon unzählige Male gehört und gelesen habe: Zwei Leute erleben während eines Asien-Aufenthalts, wie schlimm das Plastikproblem auf dieser Welt doch ist. Im Fall von #IAMPLASTICFREE sind das Kevin Mata und Daniel Knoeppel, die 2017 in Indonesien mit eigenen Augen vermüllte Strände, Meere und ganze Inseln erblicken müssen. Nach ihrem Auslandssemester bringen sie Ideen mit nach Deutschland. Inspirieren ließen sie sich von lokalen Initiativen, die sich für ein plastikfreies Indonesien einsetzen.

Das Duo möchte das Thema Plastikalternativen in Deutschland vorantreiben – mit zu Beginn Trinkhalmen und Tüten aus biogenen Abfallstoffen und Stärke. Und ich frage mich: Wäre es nicht sinnvoller, über Müllvermeidung zu sprechen? Gerade in diesen Bereichen?

Woraus bestehen die Trinkhalme und Tüten von #IAMPLASTICFREE?

Keine Frage: Trinkröhrchen und Tüten aus Plastik sind ein Relikt der Vergangenheit. Aus diesem Grund werden ab 2021 in Deutschland und europaweit Einwegprodukte aus fossilen Rohstoffen verboten. Mit dabei sind auch die gerade in der Gastronomie beliebten Trinkhalme. Lösungen gibt’s längst – von Varianten aus Glas und Edelstahl bis hin zu Röhrchen aus Bambus oder gar Stroh und Nudeln.

Stärke aus Kartoffelschalen kommt bei diesen Strohhalmen zum Einsatz. (Foto: #IAMPLASTICFREE)
Stärke aus Kartoffelschalen kommt bei diesen Strohhalmen zum Einsatz. (Foto: #IAMPLASTICFREE)

#IAMPLASTICFREE setzt bei den eigenen Trinkhalmen auf Stärke aus biogenen Abfallstoffen, zum Beispiel Kartoffelschalen oder Reste der Zuckerrübe. Hinzugefügt werden Kalzium, Fasern und Magnesium, um so eine stabile Struktur zu garantieren.

Bei den sogenannten #IAMPLASTICFREE Bags kommen unbrauchbare Teile der Maniok-Wurzel zum Einsatz. Die wächst normalerweise in Südamerika, Afrika und einigen Regionen Asiens. Zusätzlich werden Pflanzenölderivate für die Kunststofftüten benötigt.

Nicht einfach kompostierbar und Produktion in Asien

An und für sich klingt das super: Trinkhalme und Tüten aus Pflanzen. Wenn man sie nicht mehr braucht – ab auf den Kompost oder in die Biotonne damit. Leider ist das bei #IAMPLASTICFREE dann doch nicht so einfach: Zwar werden die Trinkhalme in der EU hergestellt, doch eine fachgerechte Entsorgung ist eigentlich nur in industriellen Kompostieranlagen möglich – dann dauert es rund 90 Tage bis zur vollständigen Zersetzung. Da solche Lösungen hierzulande nicht flächendeckend verfügbar sind, heißt das: Die Röhrchen wandern in den Restmüll und werden letztlich mit großer Wahrscheinlichkeit verbrannt. Das mag umweltfreundlicher sein als ein herkömmlicher Plastik-Trinkhalm, doch optimal ist das nicht.

Die Tüten sind ähnlich stabil wie herkömmliche Plastikbeutel. (Foto: #IAMPLASTICFREE)
Die Tüten sind ähnlich stabil wie herkömmliche Plastikbeutel. (Foto: #IAMPLASTICFREE)

Ohne ein „ABER“ kommen die #IAMPLASTICFREE Bags auch nicht davon. Denn sie werden in Südostasien produziert, in hiesige Gefilde transportiert und an Menschen verkauft, die Geld für Nachhaltigkeit ausgeben wollen. Das hört sich für mich etwas schräg an. Immerhin zersetzen sich die Tüten auch auf einem herkömmlichen Kompost innerhalb kurzer Zeit.

Ist „besser als…“ ausreichend?

Versteht mich nicht falsch: Grundsätzlich begrüße ich es, wenn wir natürliche Alternativen finden, um so das Plastikmüllproblem in den Griff zu bekommen. Ich selbst favorisiere dennoch ein „Mehrweg statt Einweg“, denn wo Abfall gar nicht erst aufkommt, muss er auch nicht (fragwürdig) entsorgt werden. Nachhaltig ist es also, in Zukunft gar nicht auf Plastikbeutel und Einwegtrinkhalme angewiesen zu sein.

Keine Frage: Für Bars und Restaurants sind solche Trinkhalme praktisch. (Foto: #IAMPLASTICFREE)
Keine Frage: Für Bars und Restaurants sind solche Trinkhalme praktisch. (Foto: #IAMPLASTICFREE)

Ich will hier gar nicht die Geschäftsidee zweiter junger Männer zerlegen, denn es gibt freilich allerlei Bereiche, wo es doch besser ein Einwegprodukt sein sollte: In der Gastronomie zum Beispiel. Aber auch hier können zum Beispiel Trinkhalme aus Nudeln direkt in den Biomüll gegeben werden. Das ist bei denen von #IAMPLASTICFREE nicht möglich. Und die Vorstellung, dass zahllose Einwegplastiktüten mit riesigen Containerschiffen aus Asien nach Europa transportiert werden, um dann nach einmaliger Benutzung entsorgt zu werden, fühlt sich auch nicht allzu gut an, oder? Gut vorstellen dagegen könnte ich mir solche Bags als Hundekotbeutel, nur sind die bisher angebotenen etwas zu groß.

Nörgeln oder shoppen?!

Nennt mich Nörgler, wenn ihr wollt. Ich persönlich glaube allerdings, dass wirklich nachhaltige Produkte auch Kritik standhalten müssen. Ist dies nicht der Fall, können die Verantwortlichen daran arbeiten, etwas zu verbessern. Die #IAMPLASTICFREE Bags sollen künftig vorzugsweise in der EU hergestellt werden, was zweifelsohne ein riesiger Fortschritt wäre.

Sollten euch die im Vergleich zu Öl-basierten Plastikartikeln sehr viel besseren Alternativen zusagen, klickt euch direkt zur offiziellen Webseite. Ein Starterpaket mit 60 Trinkhalmen (50x Größe M, 5x Größe S, 5x Größe L) und fünf Taschen (Größe L) kostet schmale 9,95. Auch Gastro-Angebote mit einer großen Menge an Trinkhalmen sind verfügbar.

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