Rund 200 Millionen Mobiltelefone liegen in den Schubladen deutscher Haushalte. Dabei gibt es viele Ideen, alte Smartphones sinnvoll zu nutzen.
Es ist unserer Konsumgesellschaft zu verdanken, dass viele von uns nach spätestens zwei Jahren das Gefühl verspüren, sich ein neues Smartphone zulegen zu müssen. Manchmal ist das sogar sinnvoll, zum Beispiel wenn die Ansprüche (deutlich) steigen oder das vorhandene Gerät kaputt ist. Dabei kann ein Mobiltelefon oftmals ohne Probleme mehr als drei, vier, fünf Jahre eingesetzt werden. Trotzdem werden jährlich allein in Deutschland rund 20 Millionen (neue) Smartphones verkauft. So oder so: Wenn das alte Handy nicht mehr den eigenen Vorstellungen entspricht, sollte es auf keinen Fall im Schrank verschwinden.
Aber wie könnt ihr alte Smartphones nutzen oder zumindest bedacht „verwerten“? Wie wäre es mit diesen Ansätzen?
Naheliegend: Fachgerecht recyceln oder verkaufen
In vielen größeren Super- und Elektromärkten finden sich Boxen zum fachgerechten Recyceln defekter oder alter Telefone. Nutzt diese Möglichkeit, wenn ihr mit dem Device wirklich nichts mehr anfangen könnt. Bei einer korrekten Entsorgung werden viele Metalle recycelt, was bei einem Wegwerfen in den Hausmüll nicht der Fall ist. Auch viele Wertstoffhöfe sorgen für ein vernünftiges Wiederverwerten und verhindern so den Weg zu einer Verbrennungsanlage.
Die Alternative ist altbekannt: Verkauft das Smartphone bei eBay (Kleinanzeigen) und anderen Portalen. Das ist aufwändig, häufig nervig, bringt aber Bargeld. Versucht es auf Plattformen wie Nebenan.de, um einen Versand zu vermeiden und jemandem in der Nachbarschaft eine Freude zu bereiten.
In Zeiten von Corona sind Trödelmärkte und Second-Hand-Geschäfte sicherlich keine Empfehlung, doch sicherlich auch geeignete Orte, um das olle Telefon loszuwerden.
Tipp: Ihr solltet vermeiden, euer altes Telefon zum Beispiel in einer Schublade zu verstauen. Denn dort liegt es im schlimmsten Fall Monate, wenn nicht Jahre. Und dann könnt ihr es wirklich nur noch recyceln oder verschenken. Apropos…
An Freunde, Familienmitglieder und Organisationen weitergeben
Ihr kauft euch ein neues Telefon, schenkt das alte doch Freunden, Verwandten oder den eigenen Kindern? Auch das ist ein Gedanke, der einem nicht immer einfällt. In der Vergangenheit machten zum Beispiel in meiner Familie häufiger alte Smartphones die Runde – von meiner Schwester und mir wanderten die Geräte zu meinem weniger anspruchsvollen Eltern. Das klappte bisher gut.
Viele Organisationen, darunter Kirchengemeinden oder gar Schulen, sammeln für gute Zwecke gebrauchte Smartphones, um diese an Befürftige zu verschenken oder Einnahmen zu erzielen. Der NABU zum Beispiel sammelte 2020 über 110.000 Geräte ein, die einem Insektenfond 75.000 Euro einbrachten. Schöne Sache. In ähnliche Richtungen gehen auch diese Projekte:
- Handys für bedürftige Kinder von We4Kids e.V.
- Handys sammeln für den Berggorilla und Regenwald Direkthilfe e.V.
- Handys für die Umwelt von der Deutschen Umwelthilfe
- Gorillas helfen mit alten Handys vom Pro Wildlife e.V.
Nicht unerwähnt sollte die Mobile-Box sein, die an zahlreichen Orten und via Post Telefone „einsammelt“. Das eingenommene Geld wird für verschiedene Initiativen gespendet.
Altes Smartphone behalten und anderweitig verwenden
Euer Smartphone ist schade zum Recyceln oder Verschenken? Behaltet es und verwendet es in eurem Alltag, indem ihr es auf wesentliche Funktionen reduziert. Aus einem universalen Alleskönner wird so ein spezialisiertes Gerät.
Mögliche „Spezialisierungen“:
- Navigationsgerät fürs Auto (Prepaid-Karte nötig)
- WLAN-Hotspot (Prepaid-Karte nötig)
- Ebook-Reader
Auch als Ersatz für Fernbedienungen ist denkbar, für zahlreiche aktuelle Smart TVs, Media- und Streamingplayer oder gar Spielkonsolen sind Apps zur Steuerung erhältlich.
Das Smartphone lässt sich unter Umständen als neues Festnetztelefon einrichten. Das klappt mit Routern von AVM („Fritz!Box“) und der App Fritz!App Fon für iOS und Android.
Altes Smartphone als Senioren-Telefon für die (Groß-)Eltern
Wenn euer altes Smartphone noch halbwegs zu gebrauchen ist, könntet ihr es auch in ein Senioren-Telefon für Eltern oder Großeltern verwandeln. Das ist in der Regel nicht aufwändig oder kompliziert, führt aber zu einem Gerät, das Einsteiger oder ältere Menschen ohne Schwierigkeiten nutzen können. Ein Tutorial findet ihr zum Beispiel im Trendblog von Euronics.
Große Schaltflächen, gut lesbare Texte und simple Menüs erleichtern die Bedienung und erhöhen den Komfort – und euer gebrauchtes Smartphone bekommt so einen echten Nutzen.
Smartphone als Notfall-PC
Die Idee funktioniert nicht bei allen Smartphone, allerdings bei sehr vielen Handys von Samsung. Genauer unterstützen die Galaxy-S-Telefone seit dem S8 bzw. Note 8 den sogenannten DeX-Modus. Mit diesem lässt sich eine Art Desktop-Umgebung starten, um ähnlich wie auf einem stationären Rechner oder Laptop im Internet zu surfen, Office zu verwenden oder gar ein Spielchen zu wagen.
Samsung DeX verlangt etwas Zubehör, darunter Adapter für Maus, Tastatur und Video-Ausgang (HDMI). Mit diesem entsteht tatsächlich zumindest ein Notfall-PC, für manche aber auch eine Plattform, mit der sich allerlei „Schreibarbeit“ erledigen lässt. DeX-Dockingstationen sind auch erhältlich.
Persönlich finde ich diesen Ansatz überaus spannend, nur leider bieten die wenigsten Smartphones diese Option. Perspektivisch könnte ein Smartphone endgültig einen PC daheim ersetzen. Wir bräuchten in Zukunft also weniger Computer in den eigenen vier Wänden.
Altes Smartphone als Babyphone verwenden
Schon fast ein Klassiker: Nutzt ein altes Smartphone als Babyphone. Ich hab’s getestet und zahlreiche Apps ausprobiert. Empfehlen kann ich diese Programme:
- Babyphone 3G (iOS, Android)
- Babyphon Baby Monitor (Android)
- Dormi – Babyfon (Android)
Einige Aspekte solltet ihr beachten: Das alte Smartphone ist quasi die Babyeinheit, das Elternteil ist euer aktuelles Telefon oder auch – zum Beispiel beim „Babyphon Baby Monitor“ – ein Festnetztelefon, das euch anklingelt. Das heißt, unter Umständen braucht ihr noch eine Prepaid-Karte für größere Entfernungen. Für normale Wohnungen genügt sicherlich die WLAN-Verbindung.
Nachteile gegenüber herkömmlichen Babyphones sind möglicherweise eine höhere Strahlung durch das Handyfunknetz und eine meist schlechtere Nachtsichtfunktion. Zumindest ich nutzte ein Smartphone als Babyphone schon für „Notfälle“ im Urlaub oder dort, wo das normale Babyphone versagte (schlechter Empfang durch dicke Mauern zum Beispiel).
In Zukunft alte Smartphones auf neue Weise nutzen
Auch alte Smartphones sind vollgepackt mit Sensoren, die unter anderem die Lage, Position, die Helligkeit im Raum, Geräusche oder gar Erschütterungen wahrnehmen können. Eigentlich schade, dieses Potenzial nicht auszuschöpfen. Auch hier deutet Samsung eine interessante Zukunft an: 2021 soll ein Programm namens „Galaxy Upcycling at Home“ starten, bei dem euer altes Galaxy-Smartphone über ein Firmware-Update quasi zweckentfremdet wird. Diverse Ansätze sind denkbar, der koreanische Konzern nannte unter anderem Babyphones. Es existieren sogar Konzepte, wie aus einem älteren Samsung-Smartphone ein medizinischer Augenscanner wird – beeindruckend.
Smartphones mutieren so zu IoT-Heimgeräten für ein vernetztes Smart Home der Zukunft. Das dürfte sicherlich nicht allen gefallen, bezogen auf eine Wiederverwendung betagter Smartphones ist der Upcycling-Gedanke aber ein sehr reizvoller.
Ich bin optimistisch, dass weitere Hersteller ähnliche Ideen in der Pipeline haben. Wieso? Um den Handel mit gebrauchten Smartphones etwas einzudämmen – denn daran verdienen die Konzerne wenig bis gar nichts. Besser scheint es für Samsung und Co. zu sein, Telefone möglichst lange einzusetzen.
Was hast du mit deinen alten Smartphones gemacht?
Ich will nicht behaupten, dass ich ein vorbildlicher Mensch bin, der sein Smartphone so lange besitzt, bis es in seine Einzelteile zerfällt. Leider habe auch ich eine Vorliebe für diese kleinen Lebensbegleiter, die von Jahr zu Jahr bessere Kameras erhalten und immer leistungsfähiger werden. Ich probiere aber, zumindest drei Jahre mit einem Telefon auszukommen. 🙂
Tatsächlich entsorgte ich alte, wirklich nicht mehr nutzbare Smartphones in einer Recycling-Sammelbox in einem Supermarkt. Auch entschied ich mich schon einmal für den privaten Verkauf, was allerdings – ihr kennt das sicher – nicht allzu spaßig war.
Mein letztes „altes“ Smartphone ist ein noch immer ansprechendes Samsung Galaxy S8, das ich derzeit zu einer Fernsteuerung für meine Wohnung einrichte. Licht, Spotify-Playlisten, Staubsaugerroboter und noch einige andere Dinge mehr möchte ich so kontrollieren. Ob’s sinnvoll ist? Das kann ich in einigen Monaten sagen.
Wie habt ihr eure alten Smartphones genutzt? Über weitere Ideen freue ich mich – gerne hier im Kommentarbereich.