Hotels produzieren Jahr für Jahr Umengen an Müll – beispielsweise mit Einweg-Produkten fürs Bad. The Green Box zeigt, dass es auch nachhaltiger gehen kann.
Wer gelegentlich in einem Hotel übernachtet, kennt das sicherlich: Beim Frühstück sind Konfitüren, Nougatcremés, Butter und andere Speisen in Plastik verpackt. Und auf den Zimmern finden sich ebenfalls allerlei Produkte, die nach einmaliger Verwendung oder gar bei Nichtgebrauch nach der Abreise entsorgt werden. Persönlich finde ich das furchtbar, zumal wir über Millionen von Zahnbürsten, Wattestäbchen, Plastiktütchen und so weiter sprechen, die erst hergestellt, viele Kilometer transportiert und dann weggeworfen werden. Dass ein neuer Ansatz nötig ist, das möchte The Green Box von OnMateria verdeutlichen.
Hinter dem OnMateria Collective stecken drei schwedische Designer, die nachhaltige Konzepte entwerfen. Diese sollen unter anderem Verbraucher für die Abfallproblematik der Gegenwart sensibilisieren. The Green Box ist ein aktueller Beitrag, bei dem es sich um ein an sich typisches Ausstattungspaket für Hotels handelt. In dieser attraktiven Box findet ihr zwei Wattestäbchen, einen Kamm, eine Zahnbürste und einen Rasierer. Das ist erst einmal keine Besonderheit, aber die Idee dahinter ist etwas komplexer.
Bad-Kit für Hotels aus kompostierbarem Kunststoff
Das OnMateria Collective nutzte für die Green Box einen nicht auf Öl, sondern auf Getreide basierenden Kunststoff, der industriell kompostiert beziehungsweise organisch recycelt werden kann. Das ist so gesehen nicht neu, aber im Hotelgewerbe sicherlich noch lange keine Selbstverständlichkeit. Laut Eléa Nouraud, eine der Mitstreiterinnen von OnMateria, entsorgt allein die Accor-Hotelkette jedes Jahr über 30 Millionen herkömmliche Kits – wenn nicht gerade eine globale Pandemie dazwischenkommt. Mit einer umweltverträglicheren Variante könnten solche Konzerne schon einen ersten positiven Beitrag leisten.
Darüber hinaus will die Green Box Anwender aufklären, wie sie zum Beispiel Müll vermeiden oder diesen zumindest richtig trennen. Im grünen Teil der Box landet das kompostierbare Material, im weißen der Restmüll.
Vorteile auch für Hotels
Praktisch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotels, die The Green Box nutzen: Die „grünen“ Gegenstände in der Box wandern direkt in den Biomüll, sofern eine industrielle Wiederverwertung erfolgt. Es heißt, nach 10 Wochen könnte aus einer Green Box ausreichend Methan entstanden sein, um eine LED-Lampe mehr als 27 Stunden mit Energie zu versorgen. Übrig bleibt ebenfalls eine organische Substanz, die sich als Dünger eignet. Hier schließt sich im besten Fall der Kreis: Erde und Energie können zum Anbau neuer Pflanzen und zur Verarbeitung dieser in Kämme und Wattestäbchen genutzt werden.
The Green Box ist derzeit noch ein Prototyp, aus dem ein finales Produkt werden könnte. Ob’s klappt, ist sicherlich auch von der Nachfrage abhängig und was OnMaterial für Zukunftspläne verfolgt.
Gerade die Corona-Pandemie hält uns vor Augen, dass sich die Tourimus-Industrie verändern muss. Hotels und Touristenströme belasten die Umwelt – und hier gibt es noch sehr viel Potenzial, viele Probleme mit einfachen Mitteln zu lösen. Wenn ein Hotel solche Kits gar nicht mehr anbieten würde – die Gäste könnten es bei einer guten Kommunikation sicherlich nachvollziehen. Legt ein Unternehmen wiederum viel Wert auf Service und Komfort, könnte es auf nachhaltige Alternativen wie diese zurückgreifen.
Ich selbst sehe wie angedeutet noch ein weiteres riesiges Problem: Das tägliche Frühstück. Dabei wäre bei diesem eine Müllvermeidung wirklich nicht aufwändig, sondern würde nur veränderte Arbeitsabläufe erforderlich machen…