Was wird eigentlich aus den Millionen Essstäbchen, die tagtäglich benutzt und weggeworfen werden? Dank SMĪLE entstehen aus ihnen Möbel im skandinavisch-minimalistischen Design.
Im China-Imbiss, im guten Asia-Restaurant und sporadisch daheim nutzen auch wir in Europa Essstäbchen. Für den Privatgebrauch lohnen sich gewiss Mehrweg-Varianten, aber im Großen und Ganzen werden sie nach einmaliger Verwendung entsorgt. Tag für Tag, auf der ganzen Welt. Was passiert mit den unglaublichen Mengen, die wir nicht mehr brauchen? Sie wandern auf die Deponie, werden verbrannt oder – sofern möglich – kompostiert. Einen erfrischend-anderen Ansatz verfolgt Felix Böck mit seinem Team von SMĪLE. Denn aus den Stäbchen wird ein Regalsystem mit einigen Besonderheiten.
SMĪLE: Nachhaltigeres Regalsystem – inspirit vom skandinavischen Design
Allein schon die Fotos von SMĪLE zeigen deutlich, wovon sich der zuständige Designer Tobias Brox inspirieren ließ: Das modular aufgebaute Regal hat seinen Ursprung Ende der 1940er Jahren, als der Architekt Nils Strinning und seine Frau und Architektin Kajsa Strinning das String-Regalsystem entwarfen. Daraus machen die Erfinder von SMĪLE gar kein Geheimnis. Aber sie bringen ihre ganz eigenen, zeitgemäßen Ideen ein…
Besagte Essstäbchen sind kein Scherz oder reiner Marketing-Gag, sondern Teil der Idee hinter SMĪLE. Diese werden gesammelt, gereinigt und zu massiven, attraktiven und stabilen Holzplatten verarbeitet. Auch die Stahlkonstruktionen bestehen aus recyceltem Material. Am eigentlichen Design wiederum wurde nicht allzu viel geändert: SMĪLE lässt sich flexibel an Wänden anbringen sowie kombinieren und erweitern. Drei Größen sind für den Anfang vorgesehen.
Fast überall lokal hergestellt
Für ein reguläres SMĪLE-Regal werden 4.276 Esstäbchen verarbeitet. Diese speichern zirka 6,5 Kilogramm CO², die sonst beim Vernichten in einer Müllverbrennungsanlage angefallen wären. Zum Vergleich: So viel Kohlendioxid entsteht, wenn ihr drei Jahre lang täglich euer Smartphone aufladet. Und zumindest für SMĪLE müssen keine Bäume gefällt oder Kunststoffe produziert werden.
Wichtig sind Felix Böck und seinen Mitstreitern weitere Aspekte: Abfallreduzierung und Nutzung von Müll für neue Produkte (also Upcycling), aber auch eine möglichst lokale Fertigung der Regale. Hierfür arbeitet man mit rund 100 sogenannten Mikrofabriken weltweit zusammen, die in der Lage sind, SMĪLE in der Nähe des Kunden zu produzieren und zu versenden. Ein cleverer Gedanke. Das verkürzt Lieferwege.
Aus Millionen Essstäbchen werden Möbel
Es heißt, dass jährlich rund 100 Milliarden Essstäbchen vernichtet werden. Über 23 Millionen Stück konnte SMĪLE seit Juli 2020 immerhin „retten“, um aus diesen Regale zu erschaffen.
Die Idee kommt prima an, was auch die aktuell laufende Kickstarter-Kampagne zeigt. Über die Crowdfunding-Plattform könnt ihr euch Regale sichern – teils zu attraktiven Preisen. Ein SMĪLE in der Größe S beginnt bei etwas über 50 Euro. Der Aufbau soll übrigens in weniger als 15 Minuten erledigt sein. Weitere Details gibt’s ebenfalls auf der offiziellen Webseite.
Persönlich finde ich den Ansatz einerseits ganz amüsant, andererseits sehr ansprechend. Wir machen uns auch viel zu wenige Gedanken darüber, was mit harmlos erscheienden Einwegprodukten geschieht. Klar, Esstäbchen bestehen „nur“ aus Holz oder Bambus, doch auch hierzulande ist der Anteil an professioneller Kompostierung relativ gering. Im schlimmsten Fall erwartet dieser Abfall also die Verbrennung. Aus dem Biomüll prächtige, nachhaltige Regalsysteme zu machen und sich diese auch noch in die Wohnung zu hängen – das gefällt mir richtig gut.