Für das Papier und die Notizblöcke von Calima müssen keine Bäume gefällt werden. Stattdessen bestehen sie aus nicht verwerteten Resten aus der Rohrzuckerproduktion.

Das deutsche Unternehmen colonia2go GmbH ist in der Lage, aus einem bei der Zuckerrohr-Ernte entstehendes Abfallprodukt ein „baumfreies Papier“ zu erschaffen. Und das sieht nicht nur gut aus, sondern bietet allerlei Vorzüge.

Papier aus Zuckerrohr?! Calima macht es möglich!

Bei der Zuckerrohrgewinnung fallen große Mengen an Pflanzenresten an, die normalerweise entsorgt werden. Die sogenannte Bagasse eignet sich allerdings ganz hervorragend für die Herstellung von Papier oder Pappe, das qualitativ den Holz-Varianten in nichts nachsteht. Interessant: Das Papier besteht ausschließlich aus Zuckerrohrfasern, es muss also nichts zugesetzt werden.

Das Portfolio von Calima. (Foto: Calima)
Das Portfolio von Calima. (Foto: Calima)

Bleichen ist auch nicht nötig, ebenfalls kann man für eine natürliche Optik auf Färbestoffe und künstliche Weißtöne verzichten. Das erinnert ein wenig an die Produkte von Matabooks, nur setzt das Dresdner Unternehmen auf Graspapier. Die colonia2go GmbH dagegen sieht die Zukunft in den Zuckerrohr-Resten. Für die Ergebnisse basierend auf diesem Stoff entwarf man die Marke Calima. Unter diesem Namen ist seit ein paar Jahren vor allem Druckerpapier regulär erhältlich, zum Beispiel bei Amazon.

Weniger Bäume fällen dank Calima

Calima soll künftig für mehr als nur Papier für Drucker und Kopierer stehen. Und so startete die kleine Firma mit ihren besten Beziehungen zu kolumbianischen Zuckerrohr-Bauern eine Crowdfunding-Kampagne bei Startnext. Ein ansprechender Notizblock aus der Alternative zum Baumpapier soll entstehen, wofür die Verantwortlichen noch Geld benötigen. 13.500 Euro werden für die Massenproduktion gebraucht, derzeit ist das Team noch sehr weit vom Ziel entfernt.

Persönlich find ich das bedauerlich. Wird das Büchlein nicht aufregend genug präsentiert? Denn an ihrem Upcycling-Gedanken kann es eigentlich nicht liegen. So sind die Erfinder davon überzeugt, dass die sinnvoll verwendeten Abfälle aus der Zuckerrohr-Gewinnung weitere Vorteile bieten. Beispielsweise muss für diese Art Papier kein Baum gefällt werden. Es handelt sich um eine nachwachsende Ressource und die Bagasse fällt sowieso an, denn der Bedarf an Zucker ist weltweit ungebrochen hoch.

Und da ist ein meiner Auffassung nach wirklich erstaulicher Aspekt, den colonia2go nennt: 2018 wurden weltweit rund zwei Milliarden Tonnen Zuckerrohr (im hier eingebundenen Video wird fälschlicherweise von 2 Millionen Tonnen gesprochen) gerntet – unter anderem für die Lebensmittelindustrie, für die Herstellung von Rum und für alles, wofür die Pflanze benötigt wird. Daraus entstanden über 650 Millionen Tonnen Bagasse. Diese enorme Menge wurde (und wird) vorrangig verbrannt, zum großen Teil zur Energiegewinnung. Würde man die Bagasse stattdessen in Papier verwandeln, könnte man damit die Hälfte des globalen Papierverbrauchs decken und müsste nur noch 50 Prozent der sonst nötigen Bäume fällen. Beeindruckend! Das ist in meinen Augen ähnlich spektakulär wie Bücher aus Steinpapier.

Klar, das Papier wird auch bei Calima direkt in Kolumbien hergestellt und in hiesige Gefilde transportiert. Doch abgesehen davon besitzt Papier aus Zuckerrohr-Resten das Potenzial, weltweit Wälder zu schützen. Und: Das Material lässt sich bis zu sieben Mal recyceln – genauso wie Papier aus Holz. Sogar eine Kombination der Fasern ist möglich.

Auf der offiziellen Webseite werden im FAQ-Bereich übrigens viele Fragen rund um das Papier aus Bagasse beantwortet.

Braucht Calima attraktive Produkte?!

Druckerpapier, Einwegbehälter und Tüten – in diesem Bereich ist Calima bisher aktiv. Nun möchten die Mitarbeiter der noch jungen Firma besagte Notizbücher in den Handel bringen. Die sehen attraktiv aus und bestehen aus 120 naturfarbenen Seiten (90 g/m²-Papier). Plastikfrei, Farbe auf Soja-Basis, Verzicht auf Beschichtungen – hört sich gut an. Und bei jedem Kauf lässt Calima über Plant-for-the-Planet einen Baum pflanzen. Vorbildlich.

Die Notizblöcke können auch farbig und individuell sein. (Foto: Calima)
Die Notizblöcke können auch farbig und individuell sein. (Foto: Calima)

Das hört sich alles verlockend und positiv an, doch wie angedeutet: Die Crowdfunding-Kampagne kommt nicht so recht in Fahrt. Finden potenzielle Kunden das Notizbuch nicht attraktiv genug? Ist der Preis von knapp 20 Euro (Startnext) bzw. 25 Euro (UVP) zu hoch angesetzt? Hätte das Video hipper ausfallen sollen? Ich weiß es nicht genau. Aber den Ansatz und den „Rohstoff“ halte ich für überaus vielversprechend und unterstützenswert. Eben weil hier Abfall in Papier umgewandelt wird, das wir in allen Lebenslagen brauchen.

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