Schafwolle aus Deutschland? Eher eine Seltenheit geworden. Das möchte eine der letzten Wanderschäfereien ändern.

Ich erinnere mich noch gut an einen Urlaub vor ein paar Jahren. Wir wohnten in einem ausgebauten Planwagen hinterm Deich an der Elbe zwischen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Die Vermieter besaßen Schafe, die an einem Morgen geschoren wurden. Auf meine Frage, was mit der Wolle passiert, erhielt ich die Antwort: „Wird entsorgt, das Verarbeiten lohnt sich nicht. Viel zu aufwändig…“ Ich fand das erstaunlich und traurig zugleich. So muss es auch Sven de Vries und Max Frankenhauser gehen, die zu den letzten Wanderschäfern Deutschlands gehören. Aber sie haben eine Lösung parat.

Nachhaltige Wolle aus Deutschland

Sven und Max sind 365 Tage im Jahr mit ihrer Herde unterwegs – bei Tag, Nacht, Wind und Wetter. Wanderschäfer wie sie gibt es hierzulande kaum noch, obwohl die Arbeit enorm wichtig ist. Hier geht es um artgerechte Nutztierhaltung, aber auch um einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. In den letzten zwei Jahren versuchte das Team in eine neue Richtung zu denken: Neben Landschaftspflege und Fleischverkauf (von Altschafen) möchte die Wanderschäferei auch über Selbstvermarktung den hochwertigen Rohstoff Wolle an die Kundschaft bringen.

Produkte wie diese könnten entstehen. (Foto: Paula & Konsorten)
Produkte wie diese könnten entstehen. (Foto: Paula & Konsorten)

Jährlich fallen bei den Schafen rund zwei Tonnen Rohwolle an, an denen die Wanderschäfer bisher kaum etwas verdienen. Der Grund: Wolle aus China, USA, Neuseeland oder Südamerika dominiert den Markt und drückt die Preise. Auch ist die Haltung der Tiere nicht selten fragwürdig. Von der Einhaltung von Umweltstandards und langen Transportwegen nach Deutschland ganz zu schweigen.

Die Idee ist daher naheliegend: Die Wolle der eigenen Schafe soll verarbeitet und verkauft werden. Das Ziel ist es, eine nachhaltige, möglichst regionale und transparente Alternative zur Wollindustrie anzubieten. Klingt doch ganz einfach.

Bekanntheit hilft beim Crowdfunding

Unter dem Namen Paula & Konsorten starteten Sven, Max und weitere Helfer bei Startnext eine Crowdfunding-Kampagne, um aus dem Gedanken Realität werden lassen. Wirklich beeindruckend: Nach weniger als zwei Tagen kamen 80.000 Euro zusammen, was das Team dazu zwang, das Projekt temporär zu pausieren. Nach Absprache mit der Spinnerei, die die Rohwolle künftig in feine Wolle und Decken verwandelt, geht’s weiter. Sichern könnt ihr euch unter anderem Strickwolle, Wolldecken oder kadierte Wolle.

Der gewaltige Erfolg zeigt nicht nur das Interesse bei potenziellen Käufern, sondern ist sicherlich auch den Social-Media-Aktivitäten zu verdanken. Bei Facebook, Twitter und Instagram sind sie unter Schafzwitschern längst bekannt. Und diese Art Offenheit macht sich in den Fall bezahlbar.

Persönlich finde ich das Konzept von Paula & Konsorten hervorragend: Ihr seid via Twitter und Co. live dabei, wie die Wanderschäfer mit ihren Schafen ihrer nicht immer romantisch-schönen Arbeit nachgehen. Und später kauft ihr Wolle oder andere Produkte von den Tieren, die ihr dank der sozialen Netzwerke gewissermaßen kennt. Ihr unterstützt die Wanderschäferei, leistet indirekt einem Beitrag zur Biodiversität (Das Feld der Schafe transportiert unter anderem Samen und Kleintiere in andere Biotope) und bekommt regionale, qualitativ hochwertige Produkte. Eine runde Sache.

Weitere Details gibt’s direkt bei Startnext oder über die oben verlinkten Kanäle. Ich bin davon überzeugt, das Paula & Konsorten so gut funktionieren wird, dass die Wanderschäferei auch langfristig erhalten bleibt.

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