Embauerment bringt Bauern und Bürger auf einfache Weise zusammen. Wozu? Um Landwirtschaft erlebbar, fair und vor allem nachhaltiger zu machen.

Schon jetzt existieren diverse Konzepte, bei denen Menschen aus der Stadt zum Beispiel vom Bio-Landwirt aus der Gegend frische Produkte erhalten. In vielen Regionen gibt’s Anbieter von „Bio-Kisten“ oder kommen Interessierte im Rahmen einer solidarischen Landwirtschaft zusammen. Reenie Vietheer und Sinjo Neitsch haben mit ihrer geplanten Onlineplattform Embauerment einen weiteren Ansatz parat: Privatpersonen helfen Bauern dabei, von konventioneller Landwirtschaft auf Bio umzusteigen.

So funktioniert Embauerment

Die Grundidee ist simpel: Im besten Fall übers Smartphone oder eine Webseite findet ihr Landwirte in eurer Region, die ihr über eine Patenschaft für ein Stück Ackerland, eine Ziege oder ein Schwein finanziell unterstützt. Dieses Geld wird genutzt, um dem Bauer den Umstieg auf Bio zu ermöglichen oder zumindest zu erleichtern. Denn gerade die Zeit des Wechsels, meist zwei Jahre und länger, ist für Bauern sehr schwierig zu meistern.

Ihr als Pate bekommt natürlich auch etwas. Das kann ein Teil der Ernte, Käse oder Fleisch sein. Hier erinnert Embauerment an das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft. Allerdings soll das System ähnlich leicht verständlich sein wie bekannte Crowdfunding-Systeme im Stil von Kickstarter oder Startnext.

Transparenz und Mehrwert

Wichtig ist Reenie und Sinjo eine transparente Darstellung der „Ereignisse“. Also: Wie gestaltet sich der Umstieg, was bekommen Unterstützer geboten und wie genau profitieren sie von ihrer Investition. Die Gegenleistung kann übrigens nicht nur materiell sein, auch sind Gutscheine für Einkäufe oder Aktivitäten bei landwirtschaftlichen Betrieben denkbar. Vielleicht kann sogar hier und da der Traum von einer Traktorfahrt erfüllt werden?

Generell soll Embauerment Regionalität und Saisonalität fördern. Was mir persönlich besonders gefällt: Ziel ist es, dass man mit Bauern redet und nicht über sie. Das wird hoffentlich so manches Vorurteil aus der Welt schaffen.

Deutschland hat bisher 10 Prozent ökologische Landwirtschaft. Embauerment möchte diesen Anteil erhöhen und einen Beitrag leisten, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden. Das erscheint aus mehreren Gründen sinnvoll: Denn mit „Bio“ ist es sehr viel aufwändiger und in manchen Bereichen fast unmöglich, den derzeitigen Bedarf der Bevölkerung an Lebensmitteln zu decken. Würden nicht wie bisher 30 Prozent einfach weggeworfen werden, könnte man eine Balance finden.

“Power to the Bauer and the Bürger”

Die Idee für Embauerment kam dem Duo während einer Europareise 2019. Und nun soll die Plattform endlich konkrete Formen annehmen. Hierführ benötigt das Team mindestens 15.000 Euro, das es bei Startnext einnehmen möchte. Unterstützt das Projekt und bekommt dafür ein Kinderbuch, Bio-Kräutersamen oder handgefertigte Seife. Kommt das erste Ziel zusammen, fließt ein Teil des Geldes in den Bauernhof Wendland Ziege, der auf Ökolandbau und Direktvermarktung umgestellt werden soll.

Zu Beginn soll ein Ziegenhof auf Bio umgestellt werden. (Foto: Embauerment)
Zu Beginn soll ein Ziegenhof auf Bio umgestellt werden. (Foto: Embauerment)

Persönlich bin ich noch etwas unsicher, ob Embauerment überhaupt für alle Landwirte gleichermaßen geeignet ist. Gerade größere Agrargenossenschaften können Verbrauchern nicht direkt etwas anbieten – zum Beispiel, wenn sie Getreide anbauen. Und Produzenten, auch viele landwirtschaftliche Betriebe, nutzen längst Services wie Marktschwärmereien. Doch als Alternative zu einer solidarischen Landwirtschaft oder als Übersicht für Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, dürfte Embauerment eine Bereicherung sein.

Weitere Details gibt’s auch auf der extra eingerichteten Webseite.

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