Benötigen wir eigentlich nachhaltiges Geschenkpapier, um nachhaltige Geschenke zu verpacken? Es fühlt sich wie ein Widerspruch an! Dabei gibt’s doch viel bessere Ideen.
Gerade nach Weihnachten wachsen die Müllberge (nicht nur) hierzulande weiter an. Verpackungen von Geschenken müssen entsorgt werden. Das mag in unserer Konsumgesellschaft derzeit noch schwer vermeidbar zu sein, schließlich schützen Hersteller beispielsweise Elektrogeräte, Spielzeug und Süßigkeiten oftmals mit Kunststoff oder Pappe. Darüber hinaus – und das ist auch eine Tradition – werden Präsente zusätzlich von den Schenkern verhüllt und verziert. Brauchen wir also nachhaltiges Geschenkpapier? Passt das überhaupt zu einem nachhaltigen Leben, das viele von uns anstreben?
Wozu nachhaltiges Geschenkpapier?
Ganz ehrlich: Bei nachhaltigem Geschenkpapier stelle ich mir die Frage, ob es nicht nachhaltiger wäre, wenn die Produzenten dieses gar nicht erst herstellen würden. Denn für die Fertigung braucht es Energie (Maschinen, Logistik, Bürokratie…) und Ressourcen. Auch wenn es sich bei den nötigen Rohstoffen um recycelte Materialien handelt, müssen diese unter Umständen von A nach B transportiert, verarbeitet, in Neues verwandelt und zum Kunden geschickt werden.
Selbstverständlich ist beispielsweise das Geschenkpapier von PlanetPaket vorbildlich. Ab 3,95 Euro (für einen kleinen Bogen) bekommt ihr ein nicht nur wertiges Produkt, sondern auch ein gutes Gewissen. Ihr unterstützt mit dem Kauf soziale Projekte, das Cradle to Cradle-Prinzip wird eingehalten, die Geschenkpapiere verzichten auf Schadstoffe und lassen sich vollständig wiederverwerten. Besser geht’s kaum noch.
Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2019 möchten auch Birgit Frömel und Miram Frömel-Scheumann mit ihrem Startup dabelino ein „besonders umweltfreundliches, klimapositives Weihnachtsgeschenkpapier“ anbieten. Öko-Papier, Öko-Strom, Cradle to Cradle, 100% Recyclebarkeit, CO²-Kompensation und garantierte Lieferung vor Weihnachten. 6 Geschenkpapierbögen mit Weihnachtskarten und Zahlenaufkleber für den hoffentlich nachhaltigen Adventskalender bekommt ihr für 40 Euro, wenn ihr euer Geld bei Startnext vorschießt. Nun. Schön sieht’s aus, absolut.
Und doch bleiben Fragezeichen, vor allem wenn ich Angebote wie die von Bow & Hummingbird sehe. Edel, umweltfreundlich und sauteuer. Geht’s den Unternehmen in erster Linie um Nachhaltigkeit oder ums Geldverdienen?
Wer braucht überhaupt Geschenkpapier?
Versteht mich bitte nicht falsch. Mir geht es nicht darum, die Qualität des Geschenkpapiers von Herstellern wie PlanetPaket oder dabelino infrage zu stellen. Eher zweifle am tieferen Sinn solcher Produkte. Wenn wir über Müllvermeidung und eben Nachhaltigkeit reden, ist Geschenkpapier, das nur hergestellt wird, um entsorgt zu werden, überflüssig und vor allem unnötig. Oder?
Mir ist bewusst, dass wir Geschenke möglichst attraktiv verpacken wollen. Das ist auch ein Teil des Weihnachtsfestes. Kindheitserinnerungen, die aufkommende Aufregung beim Auspacken, der Überraschungsmoment oder das erstaunte Gesicht des Beschenkten – wer kennt das nicht? Diese Gefühle entstehen auch durch Geschenkpapier. Oder zumindest durch etwas, was das eigentliche Geschenk vor neugierigen Blicken schützt.
Und zweifelsohne ist klar: Nachhaltiges Geschenkpapier ist die bessere Alternative zu herkömmlichen Lösungen, in denen nicht selten Chemie, sogar Palmöl oder tierische Bestandteile stecken. Aber wie schon in meinem Artikel letztes Jahr über nachhaltige Geschenkideen gesagt, ist Nachhaltigkeit auch mit einem Überdenken des eigenen Konsumverhaltens verbunden. Stellt euch daher die Frage: Brauche ich überhaupt bunte Verpackung zum…Verpacken?
Was ist nachhaltiger als Geschenkpapier?
Das, was ihr verschenken wollt, soll trotzdem Neugierde wecken und hübsch aussehen? Verständlich. An Ideen und Alternativen zu Wegwerf-Geschenkpapier mangelt es nicht. Es finden sich allerlei Tipps im Netz, die auch auf Verzicht auf Plastik beim Verpacken eingehen. Ohnehin sind die Ansätze naheliegend. Ein paar Beispiele:
- Nutzt Geschenkpapier so, dass ihr es möglichst häufig verwenden könnt. Vielleicht sogar mehrere Jahre lang.
- Setzt auf stabile Geschenktüten, die auch viele Jahre überdauern.
- Vorhandene Kartons, recyclefähiges Packpapier, Stoffreste, selbst erhaltenes Geschenkpapier, Zeitungspapier, alte Bücher, Zeitschriften – viele daheim vorhandene Dinge eignen sich ebenfalls als Alternative zu Geschenkpapier beziehungsweise aus ihnen bastelt ihr Tüten, Beutel, Pakete.
- Ein Klassiker ist das Matroschka-Prinzip: Verhüllt Geschenke in anderen Geschenken. Ein Buch in einem Halstuch stecken zum Beispiel.
- Gläser und Aufbewahrungsboxen könnt ihr temporär zweckentfremden.
- Ein interessantes Konzept ist die japanische Furoshiki-Methode, bei der ihr Tüchter nach einem speziellen System wickelt.
Nachhaltiges Geschenkpapier möchte ich keinesfalls als Option ausschließen. Es ist besser als die konventionelle Variante, es sollte aber auf Langlebligkeit ausgelegt sein. Verzichtet also auf Klebeband, versucht euch an cleveren Faltmethoden und benutzt Schleifenband (Jute, Baumwolle…), das auf natürlichen Stoffen basiert und ihr später noch gebrauchen könnt. Wichtig ist es, das Geschenkpapier zu erhalten, was ihr den zu Beschenkenden vielleicht auch rechtzeitig mitteilen solltet, bevor sie es womöglich zerreißen…
Was haltet ihr von nachhaltigem Geschenkpapier? Was nutzt ihr zum Verpacken und Verschenken? Oder verzichtet ihr mittlerweile komplett darauf?