Der Umwelt zuliebe muss die Plastikflasche verschwinden. Dass es Alternativen nicht allzu leicht haben, zeigt das ungewöhnliche Konzept von Ooho Water: An den essbaren Verpackungen arbeitet ein Startup seit Jahren.
Schon vor fünf Jahren sorgte das in London ansässige Startup Skipping Rocks Lab für Aufsehen. Mit Ooho Water präsentierten Rodrigo García González und seine Mitstreiter an Wassertropfen erinnernde Trinkbehälter. Der Clou: Die die Flüssigkeit schützende Membran konnte komplett verzehrt werden. Nach wie vor werkelt das Unternehmen an der Umsetzung der Idee, im Einzelhandel ist sie nach wie vor nicht angekommen.
So funktioniert Ooho Water
Der Ansatz von Ooho Water ist zweifelsohne clever: Die Wasserkugeln, die in 20ml, 55ml und 150ml vorgesehen sind, bestehen komplett aus Algen, weiteren Pflanzenbestandteilen und Kalziumchlorid. Die gelförmige Folie, die nicht nur Wasser, sondern auch andere Flüssigkeiten schützen könnte, sei geschmackneutral und müsse natürlich niemand aufessen. Alternativ werft ihr die Membran auf den Kompost. Dort dauert die Zersetzung vier bis sechs Wochen.
Facettenreich ist die Art ver Verwendung: Säfte, aber auch Soßen, Ketchup oder Mayonaise im Burger-Restaurant könnten sich auf diese Weise verpacken lassen. Gerade kleine Plastikflaschen und Einwegverpackungen ließen sich so ersetzen. Vorstellbar wären sicherlich auch andere Einsatzgebiete. Ich denke hier an Fertiggerichte und Salat aus der Frischetheke, die bei Lagerung und beim Tragen einen Schutz benötigen.
Wasserkugeln selber herstellen
Der Ansatz, häufig auch Sphärifikation genannt, ist nicht völlig neu. Die vor etlichen Jahren einmal populären Bubble-Tea-Perlen setz(t)en bei der Herstellung auf ein ähnliches Prinzip. Interessant: Es ist möglich, solche Wasserkugeln selbst herzustellen. Das ist freilich etwas aufwändiger, da Eiswürfel erst in Kalciumchlorid und dann in einer Flüssigkeit aus Braunalgen gebadet werden müssen. Dadurch entsteht selbständig eine Membran um die gefrorene Flüssigkeit.
Gegenüber der Produktion in der heimischen Küche ist die Lösung von Ooho Water sehr viel fortschrittlicher. Die Behälter sind robuster und insgesamt fester. Aber das eigentliche Problem ist der sichere Transport solcher Gefäße – zum Beispiel vom Produzenten zum Supermarkt. Und von dort zu euch nach Hause.
Wie geht’s mit Ooho Water weiter?
Skipping Rocks Lab plante zuletzt, seine „Wassertropfen“ in unterschiedlichen Größen und flexiblen Formen im August 2018 als finales Produkt auf den Markt zu bringen. So recht ist daraus nichts geworden, eine Anfrage direkt bei dem Startup blieb bisher unbeantwortet (sobald ich eine Reaktion erhalte, aktualisiere ich diesen Artikel). Aber – es geht sichtlich voran mit der Entwicklung.
Ende April 2019 verschenkte Skipping Rocks Lab gemeinsam mit dem Sportgetränke-Anbieter Lucozade rund 30.000 essbare Wasserflaschen beim großen London-Marathon an Teilnehmer des Events. Diese konnten sich während des Rennens eine solche „Kapsel“ schnappen, diese in den Mund nehmen und sich somit Flüssigkeit zuführen. Das Ziel der Aktion war es, das Plastikflaschen-Aufkommen auf der Veranstaltung zu reduzieren und zugleich die Werbetrommel zu rühren.
Die Erfinder arbeiten gegenwärtig an weiteren Lösungen rund um diese Plastik-Alternative. Einkaufsnetze, Tüten, Folien und sogar unbedenkliche, plastikfreie Beschichtungen für „Takeway“-Boxen seien nicht nur denk-, sondern auch realisierbar. Es bleibt nur zu hoffen, dass den Verantwortlichen in den kommenden Monaten der Durchbruch gelingt. Zumindest in den sozialen Netzwerken (Twitter, Facebook, Instagram) und auf der eigenen Webseite gibt man sich optimistisch.
So oder so ist es faszinierend, wozu Algen in der Lage sind. ChlamyYummi lässt sie PET-Flaschen zersetzen, Whapow macht aus den Gewächsen nachhaltiges Eis. Spannend.
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