Beim Herstellen von Aluminium entsteht eine große Menge Rotschlamm, der außerordentlich giftig ist und Ökosysteme zerstören kann. Was damit tun? Man könnte ja hübsche Tassen, Vasen und Teller daraus machen…

Das dünne, flexible und robuste Aluminium ist zwar vielseitig, aber mittlerweile umstritten. Schädigt es unser Nervensystem und fördert es Krankheiten? Möglich. Doch auch schon die Produktion ist bedenklich. Denn als Abfallprodukt entsteht  sogenannter Rotschlamm. 150 Millionen Tonnen pro Jahr von diesem Chemikaliengemisch müssen deponiert werden, da eine weitere Verwertung kaum möglich ist. Ein enormes Problem, denn Rotschlamm kann eine Gefahr für Natur und Umwelt sein.

Vier Designer des Londoner Royal College of Art beschäftigten sich mit diesem Bauxitrückstand. Herausgekommen ist ein interessantes Projekt mit dem Namen From Wasteland to Living Room.

Hübsche Produkte aus Rotschlamm

Da das Reycling von Rotschlamm sehr kostenintensiv ist, werden gegenwärtig rund zwei Prozent wiederverwendet. Er ist als Füllmaterial für den Straßenbau geeignet, aber auch als Basis für neue Methoden der Keramikproduktion. Und hier kommt From Wasteland to Living Room ins Spiel. Denn das Team entwarf funktionelles Geschirr aus dem farblich markanten Stoff.

Die Farbtöne kommen von dem Rotschlamm. (Foto: Royal College of Art)
Die Farbtöne kommen von dem Rotschlamm. (Foto: Royal College of Art)

Guillermo Whittembury, Joris Olde-Rikkert, Kevin Rouff und Luis Paco Bockelmann gestalteten Tassen, Teller, Schüsseln, Teekannen und andere Gefäße. Ihr Ziel war es, dieses an sich giftige Nebenprodukt sinnvoll zu nutzen. „Wir müssen das Stigma rund um den Begriff Abfall neu bewerten“, so Joris Olde-Rikkert. Wenn wir Rotschlamm nicht als Müll, sondern als als Basis für neue Materialien ansehen, fühlt es sich vielleicht weniger befremdlich an, Tassen für Getränke zu verwenden, die eigentlich aus (ursprünglich) gefährlichen Stoffen bestehen.

Bewusstsein wecken

Sicherlich dürften die Mengen an Rotschlamm, die weltweit eingelagert oder gar in Seen gestaut werden, viel zu groß sein, um aus diesen ausschließlich Geschirr zu machen. Anderseits beabsichtigte das Team auch, auf die Hintergründe aufmerksam zu machen. Denn die Herstellung von dem selbstverständlichen und nahezu in allen Bereichen benötigten Leichtmetall hat Auswirkungen auf unser Ökosystem. In dem Fall sogar massive.

Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Keramikern analysierten die Designer das Potenzial des Materials und untersuchten, wofür es sich eignen könnte. Hunderte Tests später präsentierten sie kürzlich die Kollektion From Wasteland to Living Room. Die Verantwortlichen verwendeten den Rotschlamm für die Keramik, aber auch für die Glasuren. Das führte zu vielfältigen Farbnuancen, hervorgerufen durch variable Brenntemperaturen und die vorhandenen Metalloxide im Schlamm. Das Spektrum reicht vom sanften Terrakotta-Rot über Lila bis hin zu einem tiefen Schwarz.

Ob es die Designer schaffen, aus ihrer Idee Gegenstände zu formen, die uns von den Möglichkeiten der Rotschlamm-Verarbeitung überzeugen? Auf jeden Fall ist es sinnvoll darüber nachzudenken, was mit den unfassbaren Mengen an „Abfall“ angestellt werden könnte.

Derzeit sind die Studenten auf der Suche nach Kooperationen, um From Wasteland to Living Room zu kommerzialisieren und so Produkte zum Kaufen in den Handel zu bringen.

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