Euer Herz hängt an einem ganz besonderen Paar Schuhen? Sneaker Rescue aus Berlin hilft euch dabei, dass ihr sie lange tragen könnt. Und nebenbei tut ihr auch etwas Gutes.
Der Schuhmarkt in Deutschland ist ein Millardengeschäft. Allein für 2019 wird ein Umsatz von über 13 Milliarden Euro erwartet. Pro Jahr kauft der Deutsche durchschnittlich 4,5 Paar Schuhe. Mit dabei sind freilich zu großen Teilen auch Turnschuhe von Markenherstellern wie Nike, Adidas und Co. Diese feiern gerade in den letzten Jahr große Erfolge mit zahllosen Sneaker-Modellen, Sondereditionen und edlen Varianten.
Enorme Müllmengen durch Schuhe
Zu einer Schattenseite gibt es dagegen kaum frei verfügbare Informationen: Wie viele Schuhe werden Jahr für Jahr weggeworfen? Älteren Zahlen zufolge landen in Europa 1,2 Millionen Tonnen alte, nicht mehr benötigte und kaputte „Botten“ in der Tonne. Aufgrund der verwendeten Materialien müssten viele Schuhe sogar als Sondermüll entsorgt werden, da bei der Herstellung Chemikalien zum Einsatz kommen. Ein echtes Problem, über das kaum jemand spricht. Und vor allem stellt sich die Frage: Was können wir tun?
Jeder kann etwas unternehmen: Weniger kaufen, auf Qualität sowie Langlebigkeit achten, die eigenen Schuhe pflegen und sie nicht frühzeitig wegschmeißen. Bei Abnutzungserscheinungen können auch Profis dabei helfen, sie wieder fit für die nächsten Monate und Jahre zu machen. Einer von ihnen ist Hagen Matuszak aus Berlin mit seinem jungen Unternehmen Sneaker Rescue.
Sneaker Rescue rettet Schuhe
Bei Sneaker Rescue ist der Name Programm: Hages bewahrt Sneakers vor dem Weg auf die Halde oder in die Müllverbrennungsanlage. Für den gelernten Ortopädieschuhmacher ist seine kleine Firma nicht nur Broterwerb, sondern eigenen Aussagen zufolge auch ein „Zeichen gegen den Überkonsum unserer Generation“. Und Hagen möchte einen Beitrag leisten, um die Müllberge, die allein durch Schuhe entstehen, etwas zu verkleinern.
Die Idee hinter Sneaker Rescue ist eine wirklich einfache: Ihr liebt eure Sneakers? Vielleicht, weil ihr mit ihnen so viele Abenteuer erlebt habt? Doch die Sohlen sind durchgetreten, das Material gibt nach und an manchen Stellen offenbaren sich bereits Löcher? Fotografiert die Schuhe, sendet die Bilder an Sneaker Rescue, lasst euch einen Kostenvoranschlag machen und schickt sie an Hagen, der sie innerhalb von rund 14 Tagen repariert. Im Grunde wird jede Art Sneaker wieder auf Vordermann gebracht, unter Umständen wären das auch exotischere Exemplare wie Sneakers aus Pilzen oder Schuhe aus Recyclingmüll.
Mehr Wertschätzung für Schuhe
Hagen möchte zumindest ein wenig das Bewusstsein dafür wecken, dass Sneakers keine Einwegartikel sein müssen. Außerdem hat er nicht nur die großen Sneaker-Fans im Visier: „Sneaker Rescue kommt nicht nur bei echten Sneakerheads gut an, sondern zum großten Teil bei ganz normalen Leuten, die einfach gerne Sneakers tragen und diese nicht nach sechs Monaten in die Tonne werfen möchten“, so der 22-jährige Gründer.
Was Hagen ebenfalls stört, das ist „die fehlende Wertschätzung den Dingen gegenüber“. Dem möchte er mit seiner Sneakers-Reparaturwerkstatt entgegenwirken. Auf keinen Fall will er Leute zu einem besseren Leben bekehren. Niemand müsse „von heute auf morgen sein komplettes Leben umkrempeln und nur noch in Hanfsandalen durch den Spreewald robben“, scherzt er.
Weitere Finanzierung bei Startnext
Für die Zukunft plant Hagen eine Expansion. In seiner Heimat Berlin soll bald ein Geschäft eröffnen. Ebenso starten bald nachhaltige Kooperationen mit diversen Sneakerbrands. Darüber ist Hagen besonders erfreut: „Das zeigt, dass sich alles momentan in die richtige bewegt“. Trotzdem benötigt er hier und da noch Geld. Das soll nach einer hoffentlich erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne bei Startnext in die Werkstatt fließen. Im besten Fall könnten die anvisierten 15.000 Euro für die Anschaffung nötiger Maschinen und Umbaumaßnahmen der vorhandenen Räumlichkeiten verwendet werden.
Vorrangig tauscht Sneaker Rescue übrigens alte Sohlen durch neue aus Zellkautschuk. Umweltfreundliche und recycelte Laufsohlen sind perspektivisch geplant. Aber was lassen die Leute eigentlich reparieren? „Das fängt bei normalen Alltagssneakers mit durchgelaufenen Sohlen oder Löchern im Innenfutter an, geht über total auseinanderfallende Lieblingssneakers, die schon die komplette Welt gesehen haben, bis zu 5000 Euro teuren Modellen mit Brandlöchern im Mesh“, berichtet Hagen. Es ist also alles dabei – vielleicht können auch eure Schuhe gerettet werden?
Comeback des Schusterhandwerks?
Dass eine Idee wie Sneaker Rescue funktionieren kann, ist sicherlich nicht nur dem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Upcycling und sinnvollen Konsum zu verdanken. Früher existierte meist um die Ecke ein Schuhmacher, der die teuer erworbenen Schuhe auch reparieren konnte. Heute dagegen kaufen wir uns neue, weil es bequemer ist, als sich über einen Handwerker in der Nähe Gedanken zu machen oder diesen bewusst zu suchen. Es gibt sie ja eh kaum noch. Vielleicht gehört Hagen mit seinem Unternehmen zu den ersten, die den Beruf des Schusters neu beleben?
Weitere Details zu Sneaker Rescue findet ihr auf der offiziellen Webseite, bei Facebook und bei Instagram.
Ein Kommentar