Dass Kaffeesatz sinnvoll genutzt werden kann, zeigt das Berliner Unternehmen Kaffeeform. Das stellt aus dem Abfall attraktive und recyclefähige Tassen sowie Mehrweg-Kaffeebecher her.

In London entstehen dank Bio-Bean Heizbriketts aus Kaffeesatz, in Berlin lässt der studierte Designer Julian Lechner schicke Tassen, Teller und Mehrweg-Coffee-to-go-Becher herstellen. Gegenüber den Produkten von HuskeeCup, die für ähnliches Geschirr geröstete Kaffeeschalen verwenden, kommt bei Kaffeeform tatsächlich der Kaffeesatz aus Berliner Cafés zum Einsatz.

Stabil und langlebig sollen die Tassen sein. (Foto: Kaffeeform)
Stabil und langlebig sollen die Tassen sein. (Foto: Kaffeeform)

Kaffeesatz sinnvoll verwenden

Das, was nach der Zubereitung von Espresso, Cappuccino oder Filterkaffee anfällt, lässt Lechner unter anderem von Mitarbeitern der Mosaik-Werkstätte für Behinderte abholen. Nach dem Trocknen wird das Pulver nach Baden-Württemberg transportiert, dort entsteht der Verbundwerkstoff. In Köln wiederum werden die Tassen geformt und gebrannt. Danach erfolgt der Transport der fertigen Produkte nach Berlin, um verkauft zu werden – mittlerweile auch nach Korea oder Japan. Schade, dass die gesamte Fertigung offenbar nicht an einem Ort erledigt werden kann.

Gut sehen sie aus. (Foto: Kaffeeform)
Gut sehen sie aus. (Foto: Kaffeeform)

Ursprünglich versuchte der Erfinder in seiner Freizeit, den Kaffeesatz mit karamellisiertem Zucker in festes Geschirr zu verwandeln, was allerdings nicht klappen wollte. Nach Gesprächen mit Fooddesignern und Chemikern entstand ein Stoff, der eine Verhärtung des Kaffeesatzes ermöglichte. Dieser „Kleber“ besteht aus Biopolymeren, Stärke, Cellulose, Holz, Wachsen, Naturharzen und Ölen. Auf erdölbasierte Bindemittel wird gänzlich verzichtet. Und das führt zu einem konkreten Vorteil: Die Tassen und Teller sind komplett wiederverwertbar, sie lassen sich industriell kompostieren oder CO²-neutral verbrennen.

Filament für 3D-Drucker aus Kaffeesatz

Laut offizieller Webseite nimmt Kaffeeform gebrauchte Tassen zurück, um aus diesen beispielsweise Filament für 3D-Drucker oder gar neues Geschirr zu produzieren. Die Möglichkeiten scheinen also vielfältig zu sein. Zugleich werden eine hohe Stabilität und eine mehrjährige Nutzung versprochen. Ein Reinigen im Geschirrspüler sei auch kein Problem.

Der Mehrweg-Becher kostet 15 Euro. (Foto: Kaffeeform)
Der Mehrweg-Becher kostet 15 Euro. (Foto: Kaffeeform)

Zwei Haken gibt’s trotzdem: Zu Beginn geben die Tassen den Geschmack von Kaffee an eingefüllte Getränke ab und riechen entsprechend. Das soll sich mit der Zeit ändern. Und da ist der verhältnismäßig hohe Preis: Eine Espresso-Tasse mit Untertasse liegt bei 14,90 Euro, ein Mehrweg-Kaffeebecher aus Kaffeesatz (oder Holz) kostet die gleiche Summe.

Laut Lechner sei die Nachfrage nach Kaffeeform riesig, in einigen Cafés in Deutschlands können die Tassen längst ausprobiert werden. Vorrangig geht es dem Unternehmer seit Gründung seines Startups darum, etwas aus dem täglichen Abfall zu machen. Zumindest mir gefällt diese kreative Art von Upcycling sehr.

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